Interview: Starkes Unternehmertum bedeutet sein Produkt leidenschaftlich zu leben und einfach mal zu machen, findet Max Wittrock.


Max Wittrock zählt mit Hubertus Bessau und Philipp Kraiss zu den Drei Gründern von mymuesli. Mittlerweile eine Ikone der deutschen Start-Up Szene. Aus dem Nichts heraus haben die drei es nicht nur geschafft in einem vormals angestaubten Segment Müsli sexy zu machen: Sie haben gleichzeitig Müsli auch als Premium Produkt etabliert, es in über 566 Billiarden (!!!) Varianten kombinierbar gemacht und das ganze auch noch über das Internet vertrieben. Und weil man es sich ja nicht einfach machen will, das alles noch aus dem beschaulichen niederbayrischen Städtchen Passau. Heute hat Mymuesli über 40 Stores, mit Noats, Nilk und Tree of Tea vier weitere digitale Ableger und macht laut Deutsche-Startups mittlerweile über 50 Mio Umsatz im Jahr. Soviel Pioniergeist und Unternehmer-Wagemut lässt natürlich aufhorchen. Mit Max spreche ich unter anderem darüber, wie Leidenschaft und die richtige Unternehmenskultur großartige Produkte etabliert und welche Denkmuster es braucht, um erfolgreich zu sein.

RUPPERT

Mein absolutes Lieblingszitat von euch ist, dass gute Geschäftsideen selten in einem Konferenzraum entstehen, indem Analysten auf Kuchendiagramme blicken und sagen: »Also den Müslimarkt müsste man mal aufmischen.« Was ist für euch der Gradmesser wo ihr merkt, diese Produktidee finden wir gut und die wollen wir jetzt einfach mal austesten.

Es gibt, das vielleicht vorab, sicher sehr gute Ideen, die rein analytisch entstehen. Und unser Produktprozess basiert freilich auch darauf, dass wir schauen: Was gibt es bspw noch nicht im Markt? Aber am Ende ist doch die Bauchentscheidung wichtig: Wir trauen uns jetzt mal, das zu versuchen und glauben an den Erfolg. Einen pauschalen Gradmesser gibt‘s nicht. Ich würde eher sagen: Etwas wird ausprobiert, wenn keiner im Team ein starkes Gegenargument hat.

MAX

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Normalerweise sind ja immer die Leute die Veränderung bringen wollen in der Beweispflicht was das bringen soll. Aber eigentlich muss es ja umgedreht sein, dass die Organisation begründen muss, warum der bestehende Weg besser sein soll. Gibt es ein Erfolgsbeispiel, wo ihr durch Ausprobieren auch auf einen positiven Hebel gestossen seid, denn ihr vorher gar nicht auf dem Schirm hattet?

Beweispflicht ist eh ein schwieriges Wort im unternehmerischen Sinne, finde ich. Alle in der Organisation haben ja hoffentlich ein gemeinsames großes Ziel, und davon leitet sich ab, von diesem Purpose, ob eine Maßnahme sinnvoll ist oder nicht. Was Beispiele angeht: Unser ganzes Startup basiert ja auf ausprobieren und machen. Online-Müsli-Mixen klang für die meisten im Jahr 2007 nach keiner besonders duften Idee.

MAX

RUPPERT

Das stimmt🙂! Selten gelingt ja auch direkt der erste Testversuch und bringt umwerfende Erfolge. Der Glaube an ein großes Ziel gehört einfach dazu. Jeff Bezos nennt das ja auch „plant seeds, protect saplings". Die meisten Unternehmen geben aber oftmals nach den ersten Versuchen auf. Was kann man machen, dass man nicht nur ausprobiert, sondern eine Organisation auch dazu bringt nicht sofort aufzugeben, wenn es nicht direkt klappt?

Ich glaube es ist fast noch schwieriger, Dinge aufzugeben, die so einigermaßen laufen - aber nie richtig fliegen. Either way: Den exakt richtigen Moment erwischt man wahrscheinlich sehr selten.

MAX

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Umso wichtiger dann wahrscheinlich, sich auf Erfahrungswerte zu stützen, um zumindest nahe am richtigen Moment zu liegen. In eurem Buch erzählt ihr auch, dass ihr jede Veränderung festhaltet und immer wieder nachlest, was ihr vorher herausgefunden habt. Wie genau macht ihr das oder welche Tools nutzt ihr hierzu?

Ich glaube auch, dass Bauchentscheidungen immer auch das Ergebnis vieler Jahre Erfahrung sind. Was wir immer aufgeschrieben hatten, besonders Hubertus, waren alle möglichen Geschäftsideen. Dann vergisst man nichts ....

Ach ja: Ich glaube wir sind alle drei nicht so Tool-verrückt. Es gibt wenig, was sich nicht mit Google-Apps lösen lässt. Und die verwenden wir fast ausschließlich.

MAX

RUPPERT

Wahrscheinlich ist das auch besser so 🙂. Komme selber gar nicht mehr hinterher was ich jetzt eigentlich nutzen soll. Was mich bei mymuesli immer fasziniert hat, mit welcher Passion und Herzblut ihr als Gründer an euer Produkt rangegangen seid. Jetzt seid ihr den letzten Jahren unglaublich gewachsen. Was kann man machen, dass diese Leidenschaft erhalten bleibt und das Produkt sowie die Kunden im Fokus bleiben?

Ich glaube Leidenschaft erhalten setzt voraus, dass man überhaupt mal Leidenschaft hatte. Ich sehe viele Gründer, die gar nicht für ihr Produkt brennen; nur den Markt spannend fanden. Das mag funktionieren. Doch ich würde immer empfehlen: Do what you love. Und eine solche Liebe, die bleibt dann auch länger.

MAX

RUPPERT

Und was wären in diesem Zusammenhang deiner Meinung nach die Top 3 Denkmuster die man mitbringen sollte, um einen neue Marke, ein Produkt oder Service am Markt zu etablieren?

Also ... die Top-3-Denkmuster ... Hmm 🤔... ich würde sagen: (1) Hab ich wirklich ein klares Alleinstellungsmerkmal? (2) Weiß ich, dass es oft viel Geduld braucht, um etwas zu etablieren und (3) würde ich den Markt richtig wählen: Lieber eine Nische, in der man schnell Relevanz entwickeln kann als ein zu großer Markt, wo man untergeht.

MAX

RUPPERT

Und was sind deiner Meinung nach die Top 3 überholten Denkmuster im Management?

Und was 3 Denkmuster im Management angeht 👉🏻 Wir haben natürlich hier unsere ganz eigene Startup-Welt, das kann ein Coach vielleicht besser beantworten. Aber mal ganz subjektiv drei Thesen: (1) In vielen Unternehmen ist eine dezentrale Organisationsform mit ebenso dezentralisierten Entscheidungen sicher die bessere Wahl, (2) Vieles kann man neuen Teammitgliedern beibringen, deswegen würde ich immer viel stärker auf Team- und Kulturfit als auf CV und Ausbildung achten, (3) Und drittens ... ach, man könnte so viel schreiben ... das Denken in Rollen, Transparenz wer welche Aufgaben übernehmen soll und muss, das macht so vieles einfacher ... immer eine gute Idee 💡

MAX

RUPPERT

Und vielleicht hast du zu guter Letzt auch noch eine Buchempfehlung die es sich lohnt zu lesen 🙂

Und ein Buchtipp: Natürlich ist unser Buch „machen“ schon herausragend gut 😆 👉🏻 Aber im Ernst: Ich mag so viele Bücher, richtig hilfreich für mich selbst fand ich „Tools of Titans“ von Tim Ferriss ... das ist echt top. Aber man sollte nicht nur Sachbücher lesen, finde ich. Gerade liegt „Levels of the game“ von John McPhee vor mir. Ein ganzes Buch nur über ein 🎾 Tennis-Match ... super!

MAX

RUPPERT

Yeah!! Vielen Dank Max 😎

⭐⭐😎

MAX

MAX WITTROCK

Max ist von den Drei Gründern das Gesicht nach außen und kümmert sich bei Mymuesli um Marketing und PR. Letztes Jahr auf der K5 hat auch sein Vortrag aufhorchen lassen und zählt zu meinen absoluten Top 5 Vorträgen die ich jemals Live gehört habe. Also Grund genug Max auf diversen Social Media Kanälen zu folgen :-).

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