Musik wird abonniert anstatt gekauft, Wohnungen an fremde Menschen vermietet und Autos mit jedermann geteilt. Noch nie haben sich Märkte so stark verändert wie in den letzten Jahren.
Disruption ist dabei ein inflationär gebrauchter Begriff, der mittlerweile für nahezu jede Neuerung herhalten muss. Wenn ich also mit einem plakativen Satz eine disruptive Innovation beschreiben müsste, würde ich folgenden Satz verwenden:
"Aus 10 Dollar Umsatzeinen Dollar zu machen!"
Also Finger hoch, wer das zur zeit wirklich für sein eigenes Geschäft plant. Zunächst klingt diese These auch erst einmal wie ziemlicher betriebswirtschaftlicher Unsinn. Und trotzdem ist es etwas was wir heute überall sehen können. Hier ein paar Beispiele, wo Disruption spürbar im Alltag der meisten Menschen stattgefunden hat:
01
Skype hat durch kostenlose Telefonie die Festnetzkosten purzeln lassen
02
Kostenlose Angebote wie Google Maps ersetzen bestehende Navigationsgeräte von TomTom oder Navigon
03
SMS sind durch Dienste wie WhatsApp heute komplett kostenlos oder dabei völlig zu verschwinden
04
Kaum einer gibt heute noch Geld für Fotofilme oder deren Entwicklung aus
Alle diese Beispiele zeichnen sich dadurch aus, dass fremde Player in einen bestehenden Markt gehen (bspw. der Festnetzmarkt), deren Geschäftsmodell nehmen (€ / Min), ein besseres Angebot machen (Kostenlose Internettelefonie über alle Ländergrenzen hinweg) und dieses Angebot in der Regel quersubventionieren (bspw. Finanzierung via Werbung oder Premium Abos). Das eigentliche entscheidende dabei ist, dass normalerweise immer die Denke ist in einen neuen Markt zu gehen, diesen aufzubauen und dort große Gewinne abzufischen.
Tatsächlich findet aber in der Regel das glatte Gegenteil statt.
ALT GEGEN NEU
Unternehmen mit neuen Geschäftsmodelle wie bspw. Google gehen in bestehende Märkte wie den Markt für Navigation und machen dort erst einmal Tabularasa.
WERTE VERSCHIEBEN SICH
Wenn man sich überlegt, dass Nokia seinerzeit für den digtialen Kartenhersteller Navteq 10 Mrd. gezahlt hat, stellt sich die natürlich die Frage was heute ein solches Unternehmen in Zeiten von Google Maps, Street View und Earth noch wert ist.
EINNAHMEQUELLEN ÄNDERN SICH
Unternehmen mit neuen Geschäftsmodellen wie bspw. Google gehen in bestehende Märkte wie den Markt für Navigation und machen dort erst einmal Tabularasa.
Opfer disruptiver Entwicklungen
Die Unternehmen die dabei Wendepunkte und den Anschluss verpasst haben ist lang. Hier eine kurze Liste von ehemaligen führenden Marktspielern, die den Wandel zu spät erkannt und dann nicht mehr genügend Zeit hatten, mit einem wettbewerbsfähigen Angebot entgegenzusteuern:
Diese ständige Wandel macht auch keinen Halt vor eigentlich innovationsführenden Avantgarde- und Online-Pure-Playern. Hier ein Beispiel eines eigentlichen Vorreiters wie Spotify, der aber trotzdem durch andere Marktteilnehmer massiv unter Druck gekommen ist:
A) Disruption durch Spotify
Spotify hat durch die digitale Bereitstellung einer gigantischen Musikbibliothek den Kauf von CDs oder MP3s praktisch überflüssig gemacht.
b) Verändertes Konsumentenverhalten
Der physische Besitz von Musik ist durch neue Abomodelle kaum oder nicht mehr erstrebenswert
C) Mehr Produktkonsum
Heute wird mehr Musik konsumiert als zu jeder Spitzenzeit des CD-Marktes
D) Disruption an Spotify
Trotzdem gerät das Modell Spotify massiv unter Druck. Es entstehen Konkurrenzangebote wie Amazon Music oder Apple Music.
E) Neues Geschäftsmodell
Sowohl Amazon als auch Apple finanzieren das Musikgeschäft durch andere einträgliche Gewinnquellen.
F) Quersubventionierung
Amazon durch den Amazon Webservice womit sie aktuell 80% ihrer Gewinne machen. Apple mit dem Verkauf des iPhones, dass 80% der Gewinne im Smartphone-Segment abfischt.
Perspektivisch wird also auch Spotify sein Geschäftsmodell massiv ändern müssen. Aktuell rüstet sie sich daher, um an die Börse zu gehen, die „Kriegskasse“ zu füllen und sich fit zu machen für den Wandel. Dabei entstehen schon erste Gegenangriffe (wie eine Klage bei der EU gegen Apple) und ich bin mir sicher, dass Spotify auch schon auf der Suche nach Alternativen Einnahmequellen ist. Trotzdem ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Spotify als Vorreiter das Konsumverhalten für Musik radikal verändert hat und Player wie Apple erst einmal nachziehen mussten.
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8. Februar 2018