In Zeiten der Plattform-Ökonomie müssen Unternehmen Ihre übliche Vorgehensweise radikal hinterfragen. Disrooptive stellt die wichtigsten Tools und Methoden vor, um wirklich disruptiv zu denken.


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Warum Innovatoren Aufgaben aufschieben

Besonders kreative und innovative Menschen beginnen über eine Aufgabenstellung nachzudenken, verschieben aber bewusst deren Fortschritt oder Abschluss. Das Verschieben verschafft Menschen Zeit die Gedanken schweifen zu lassen und über unterschiedliche Ansätze nachzudenken, anstatt die erstbeste Option aufzugreifen. Beim suchen fallen nun einem plötzlich Ansätze auf, über die man vorher hinweggesehen hätte. Grund ist, dass die Aufgabe nun im Hinterkopf präsent ist und das Gehirn von alleine beginnt Verknüpfungen zur Aufgabe herzustellen. Dadurch können sich Menschen neue Blickwinkel mit einem Fundus an originellen Konzepten erschließen. Der Aufschub erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man einen unkonventionellen Weg geht.

Heute sind wir geradezu besessen vom Gedanken der Effizienz, wie sie uns das industrielle Zeitalter vorlebt. Eine Studie von Stanford hat aber bewiesen, dass Menschen die direkt mit der Aufgabe anfangen weniger kreativ sind. Sie tendieren zu konventionellen Lösungen. Menschen, die dagegen regelmäßig Aufgaben aufschoben, hatten mehr Zeit zum querdenken und wurden von Vorgesetzten als kreativer wahrgenommen. Die Nachteile des schnellen Handelns überwiegen oftmals die Vorteile. Der frühe Vogel fängt zwar den Wurm, aber Teil des Spiels ist auch, dass der frühe Wurm gefressen wird. Dinge nicht sofort zu erledigen mag kurzfristig die Produktivität reduzieren, es ist aber auch gleichzeitig der Motor für Kreativität und Innovation.

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Warum Innovatoren Quantität produzieren

Die landläufige Meinung glaubt, dass bahnbrechende Innovationen allein mit Talent zu tun haben. Das es sich oftmals um absolute Ausnahmegenies handelt. Aber das stimmt nicht. Laut Simonton steigt die Wahrscheinlichkeit, eine einflussreiche oder erfolgreiche Idee hervorzubringen mit der Gesamtzahl der hervorgebrachten Ideen. Genies sind also nicht besser als ihre Fachkollegen, sie produzieren nur einfach mehr als Ihre Konkurrenz. Sie lassen sich eine Vielzahl von Ideen einfallen. Ideen, die zum Teil verrückt wirken, in Sackgassen laufen oder totale Fehlschläge sind. Trotzdem ist es die Mühe wert, weil man dadurch auch einen größeren Pool an Ideen erzeugt – vor allem neuartige Ideen.

Picasso hat für sein berühmtes Gemälde Guernica mehr als 79 verschiedene Zeichnungen angefertigt. Für eine Handvoll Meisterwerke komponierte Mozart bis zu seinem Tod im Alter von 35 Jahren mehr als 600 Stücke, Beethoven 650 und Bach über 1000. Shakespeare ist für seine Klassiker berühmt. Dafür musste der Mann aber mehr als 37 Dramen und 154 Sonette verfassen. Die Relativitätstheorie von Einstein ist jedem bekannt. Allerdings kennt niemand mehr seine weiteren 248 Veröffentlichungen.

Heute starten Unternehmen fünf Initiativen und glauben vier müssen erfolgreich sein. Das ist jedoch kompletter Irrglaube. Wahr ist, sie müssen hundert Initiativen starten, damit vielleicht eine handvoll weltbewegend sein können. Das erfordert also eine völlig neue Herangehensweise um Innovationen zu erschaffen.

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Warum Innovatoren Ideen rekombinieren

Nahezu jeder Mensch kennt Beethovens berühmte fünfte Synfonie. Unverwechselbar dabei die vier kurzen Takte. Nur hatte Beethoven diese Abfolge für ein völlig anderes Stück komponiert und damals als ungeeignet beiseite gelegt. Zu kurz erschien ihm diese Abfolge und als nicht sonderlich brauchbar. Erst als Er später an der fünften Synfonie arbeitete erinnerte er sich wieder an die kurze Taktfolge und fügte diese ein. Der Rest ist Geschichte. Der Professor Simonton fand heraus, dass kreative Menschen immer wieder neu ansetzen und auf alte Ideen zurückgreifen, die sie früher bereits als ungeeignet beiseite gelegt hatten. Sie kombinieren alte oder andere Ideen völlig neu.

Die größten Innovationen unserer Zeit sind nach dieser Machart entstanden. Tesla ist nichts anderes als die Kombination aus der Idee eines App Stores kombiniert mit der Akku-Technologie und eines elektronischen Motors. Apple hat mit dem iPhone eine existierende Touch-Technologie aufgegriffen. Ursprünglich hatte man auch gar nicht mit einem Smarptphone sondern mit einem Tablet gestartet. Die geniale Idee des Fingerscrollens eines Apple Ingenieurs bewegte Steve Jobs jedoch dazu, diesen Ansatz für das Mobiltelefon aufzugreifen. Also entschied man das Tablet ruhen zu lassen und die Idee mit einem kleineren Displays zu kombinieren und von dort aus weiterzugehen. Daher ist es nicht nur wichtig ein Fundus an Ideen zu generieren, sondern auch verworfene Ideen zu sammeln. Oftmals lässt sich einen Ideenansatz zwei Jahre später für eine völlig andere Problemstellung nutzen.

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Warum Innovatoren sich Feedback holen

Wie bei allen Menschen die mit Passion an etwas arbeiten: Sie beginnen sich geradezu in Ihre Ideen und Visionen zu verlieben. Nur droht man irgendwann einmal betriebsblind zu werden. Das ist dabei keine Verhaltensweise von Amateuren sondern passiert auch den größten Denkern. So gehören bspw. die Lieblingsstücke von Beethovens nicht zu den Symphonien, die später von der Nachwelt am meisten geschätzt werden. Der Psychologe Aaron Kozbelt wertete dabei Briefe aus, in denen Beethoven siebzig seiner Kompositionen bewertete. Wie sich herausstellte, schätzte Beethoven fünfzehn Kompositionen fälschlicherweise als Meisterwerk ein, die heute keinerlei große Bedeutung haben. Gleichzeitig bemängelte Beethoven acht Kompositionen, die heute von der Nachwelt allerhöchste Wertschätzung genießen.
Was beutetet das für Unternehmen?

Der Erfolg des Brillenherstellers Warby Parker ist unter anderem der Tatsache zu verdanken, dass sie bei der Beurteilung ihrer Ideen von Anfang an fachlich bewanderte Menschen hinzuzogen. Jede Idee die des Gründertrios wurde früh am Markt durch kleine Initiativen getestet und durch das Zielpublikum bestätigt. Nicht nur wurde auf diese Weise herausgefunden, dass 99 EUR der richtige Preis für die Wertigkeit des Produktes war. Auch ließ sich so herausfinden, dass ein kostenloser Versand von Probeexemplaren an Brillengehäusen die für Kunden gefühlt hochwertigere Serviceoption war als bspw. eine kostenlose Retoure von gekauften Produkten. Erst als man sich im Modell sicher war, hat man mit der Skalierung des Unternehmens begonnen.

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Warum Genies Out Of The Box denken

»Wenn du innovative Verbindungen herstellen willst darfst du nicht denselben Fundus an Erfahrungen haben wie alle anderen.« Das sagte Steve Jobs bereits 1982. Mit Falschurteilen von Managern lassen sich ganze Bücher füllen. So haben Studiobosse Kassenschlager wie Star Wars, E.T. und Pulp Fiction bei der ersten Prüfung allesamt abgelehnt. Verlage zerrissen geradezu die Bücher wie Die Chroniken von Narnia, Vom Winde verweht und Harry Potter – wobei allein die Bücher von J.K. Rowling nur im Jahr 2015 25 Milliarden Dollar einbrachten. Auch existieren tonnenweise Geschichten, wo Manager eigentlich anwiesen Projekte komplett einzustellen, die sich später als große Verkaufshits erwiesen. Dazu gehört z.B. die Erfindung des LED-Lichts. Die Xbox von Microsoft hätte fast nie das Licht der Welt erblickt und der Laserdrucker wurde von Xerox fast eingestampft, da er als teuer und unpraktisch eingestuft wurde.

Wie erkennt man nun aber den innovativen Geniestreich? Warum sehen manche Menschen die Dinge glasklar und andere nicht? Wer über ein wenig Sachkenntnis auf einem bestimmten Gebiet verfügt ist gegenüber radikal kreativen Ideen besonders aufgeschlossen. Wer dagegen zuviel Sachkenntnis in einem Bereich hat bewertet Ansätze zu sehr was in der Branche üblich ist. Initiativen die mit dem bestehenden dann zu stark brechen werden dann als qualitativ mangelhaft eingestuft. Am besten lassen sich diese von Menschen identifizieren die einerseits eine Ahnung von einer bestimmten Branche haben und gleichzeitig auch über eine breite Erfahrung außerhalb der eigenen Branche. Das schützt Sie, Neues instinktiv abzulehnen.